Gewalt in Zahlen

Im Herbst 2004 erschien die erste deutschlandweite Untersuchungen zum Ausmaß häuslicher Gewalt und zur Situation der von Gewalt betroffenen Frauen. Die Studie bestätigt und ergänzt bisherige Erfahrungen der Zufluchts- und Beratungsprojekte zum erschreckenden Ausmaß der Gewalt, die Frauen im vermeintlich sicheren Rahmen ihrer Partnerschaften und in ihren eigenen „vier Wänden“ erleiden:

Ausmaß

  • Mindestens jede vierte, in Deutschland lebende Frau hat körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Beziehungspartner erlebt. Fast jede zweite Frau (42%) erleidet psychische Gewalt, z.B. in Form von Einschüchterungen, aggressivem Anschreien, Verleumdungen, Drohungen, Demütigungen bis hin zu Psychoterror. Psychische Gewalt gilt als ein Risikofaktor für weitere Gewalt in einer Partnerschaft.

Faktoren

  • Häusliche Gewalt kann jede Frau treffen, unabhängig von Bildungsstand, Nationalität, Einkommen, Alter, religiöser oder kultureller Herkunft. Alkohol und Arbeitslosigkeit können im Einzelfall enthemmende Wirkung haben, als Erklärungsfaktoren für die Gewaltbereitschaft eines Partners jedoch spielen sie eine sehr untergeordnete Rolle.

Häufigkeit

  • Nur für ein Drittel der Frauen ist die Erfahrung körperlich, sexuell und psychisch durch den Partner misshandelt zu werden ein einmaliges Erleben. Mehr als 60% der Frauen erleiden körperliche und sexuelle Gewalt häufiger als zweimal. Mehr als ein Drittel häufiger als zehn bis hin zu über vierzig Mal. Gut jede zweite Frau, die häusliche Gewalt durch den Partner erfährt, erleidet diese über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Mit wachsender Dauer der gewaltbelasteten Beziehung, steigt in der Regel Häufigkeit, Schwere und Bedrohlichkeit der angewandten Gewalt.

Folgen

  • Körperliche Verletzungen erleiden über 60% der Frauen als Folge der Gewalttaten. Sie reichen von blauen Flecken, Prellungen, Schürfungen und Verstauchungen bis hin zu Knochenbrüchen, Verbrennungen und offenen Wunden. Hinzu kommen psychische Folgebeschwerden, unter denen bis zu 80% der Frauen leiden. Sie berichten über Schlafstörungen, Ängste, Verlust an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Niedergeschlagenheit, Depressionen, Essstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Selbstverletzungen und Suizidgedanken.

Kinder

  • Leben Kinder in einer Familie, in der die Mutter misshandelt wird, sind sie von der Gewalt immer mitbetroffen. Sie sehen was passiert, sie hören was passiert, sie spüren die Spannung und die Eskalation und sie denken darüber nach, was passiert. Internationale Studien zeigen, dass Kinder, deren Mütter misshandelt werden, häufig selbst Gewalt erfahren.. Die selbst- oder mit erlebte Gewalt in der Herkunftsfamilie bildet einen zentralen Risikofaktor für die Mädchen als Erwachsene selbst Opfer von Gewalt durch einen Beziehungspartner zu werden (siehe dazu auch „Kinder und häusliche Gewalt“).

Zahl der Hilfesuchenden

  • Nur ein Teil der von Gewalt betroffenen Frauen sucht Schutz und Unterstützung in Frauenhäusern oder Zufluchtswohnungen. Bundesweit sind es jährlich etwa 40.000 Frauen und ähnlich viele Kinder, in Berlin sind es jährlich ca. 1500 Frauen und ähnlich viele Mädchen und Jungen.

Zum Weiterlesen empfehlen wir: A. Müller, M. Schröttle, „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland“, 2004. Hrsg.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.